Anmerkung
Ich will hier keine Lebensdaten aufschreiben, die nichts über den Menschen Wolfgang Mocker sagen könnten, der für mich 33 Jahre bester Freund, Lebensgefährte, Geliebter, Ehemann und kritischer Wegbegleiter war.
Viola Mocker
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Vogtland. Hinter den sieben bergen leben, die mich leben machten. Gedenken meiner mitunter, an einer lachhaften stelle. + Als ich kaum laufen konnte, stürzte ich in einen brunnen, kopfüber, und wurde gerettet. + Ein kind hockt auf einer straße mit starkem gefälle und zieht das unkraut aus dem rinnstein. Ganz unten am fluß sein elternhaus, ganz oben am berg die schule, dazwischen blieb das kind hängen. An einer guten sache. + Sonntagmorgen, gegen acht. Menschenleer liegt die stadt. Über ihr schwebt das glockenläuten der verschiedenen kirchen. Eine besondere art von stille, die gar nicht zum sozialismus passt. Ott kämpft sich das starke gefälle der bahnhofstraße hinauf. Aus manchen fenstern zieht kaffeeduft. + Frühling. Die leute reden wieder miteinander. Durch die blume. Überall hört man stilblüten und das gras wachsen. Ich zeig den spatzen einen vogel, und sie pfeifen’s von den dächern: Veronika, bankdirektor Lenz ist da. + Zeitungsarbeit. Ein redakteur bekommt wind von etwas. Er folgt der spur und wirbelt staub auf. Da wird er frisch frisiert wie sein bericht. Und korrekturfahnen wehen halbmast.
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Shopping. Was man nicht alles in kauf nimmt! Seiner bedürfnisse wegen. Man geht ihnen ins netz. Alles hat seinen preis. Die preise zahlen es uns heim. Das geht ins geld, man selber mit der zeit. Am ende ist könig kunde von sich selber bedient. + |
Ich könnte jederzeit mit dem rauchen aufhören. Aber dann müßte ich auch die arbeit am schreibtisch einstellen. Und dann könnte ich auch gleich den löffel abgeben. + Romanogramme. Um es gleich vorwegzunehmen, ich kann natürlich keine romane schreiben. Sonst täte ich es wahrscheinlich. Für die art von texten, die mir möglich sind, habe ich daher extra einen begriff erfunden. + Die pappel vorm fenster bewaffnet sich mit frischen knospen. + Wie kriegt man diese gesellschaft zu fassen? Sie ist unfassbar. Ständig im wandel. Ohne identität. Virtuell. Selbst ihre blödheit verflüchtigt sich auf der stelle. Kaum fällt ein grottendummer satz, schon folgt der nächste, ohne daß man zur besinnung käme. + Manchmal wünsch ich mir eine ganz neue sprache. In der sich etwas gutes sagen ließe. + Liebe. Ich habe nie verstanden, warum sich menschen für jemanden, den sie lieben, verstellen, in ein besseres licht setzen, köder auslegen wie für einen fisch. Irgendwann fliegt der schwindel auf. Nichts ist gewonnen. Ich dachte immer, mich sollte jemand lieben, wie ich bin. Das wird nie geschehen, dachte ich. Und dann geschah es doch. + Ich wollte immer den marxismus widerlegen; und dann kam mir die wirklichkeit zuvor. So ähnlich wird es mir wohl mit der suche nach dem sinn meines lebens ergehen. Der tod wird mir zuvorkommen.
Wolfgang Mocker |